Review: Micky Epic: Macht der Fantasie (3DS)


  • Es gab Zeiten, da stand der Name Micky Maus für prächtige Videospiele. Diese Zeiten sind aber schon lange vorbei, so datieren seine letzten Kracher wie die „… of Illusion“-Reihe oder „Mickey Mania“ noch aus der 16-Bit-Ära. Nachdem das große Comeback auch mit den beiden „Micky Epic“-Spielen nicht gelang, war der nächste Schritt wohl ein logischer. Wenn es mit neuen Ideen nicht klappt, dann greift man auf das alte Erfolgsrezept zurück. „Macht der Fantasie“, oder auf Englisch „Power of Illusion“, ist nämlich, wie der Name schon verrät, der geistige Nachfolger von Klassikern wie „Castle of Illusion“ oder „World of Illusion“, transferiert das Ganze aber in die Welt von „Micky Epic“. Wie gut schlägt sich der neue Micky nun aber in alten Gefilden?



    Return to the Castle of Illusion … mit Pinsel


    Wie schon die alten Klassiker ist auch „Macht der Fantasie“ ein 2D Jump’n’Run und funktioniert als solcher einwandfrei. Leider musste man unbedingt das Pinsel-Feature aus den anderen „Micky Epic“-Spielen einbauen, das nur als große Spaßbremse in Erinnerung bleibt. Auf der einen Seite ist es zwar schön und gut, dass Micky sich mit Farbe und Verdünner auch aus der Entfernung zur Wehr setzen kann, auf der anderen Seite aber ist das Malen oder Löschen von Gegenständen leider nicht nur von der Steuerung her etwas umständlich, sondern bremst den Spielfluss auch ein ums andere Mal. Schade, der aufkommende Enthusiasmus während der Jump’n’Run Passagen wird dadurch nämlich stets im Keim erstickt.


    Bedauerlich ist das vor allem, weil das Spiel ansonsten sehr viel richtig macht, was leider kaum hilft, wenn das Ganze einfach relativ wenig Spaß macht. Zu den guten Ideen zählen etwa die leichten RPG-Einflüsse, so können Mickys Fähigkeiten verbessert oder kleinere Nebenquests für gerettete Disney-Figuren, von Schneewittchen über Simba bis Rapunzel, übernommen werden. Auch die Grafik kann überzeugen und erinnert vom Stil her tatsächlich an die alten „… of Illusion“-Spiele, aber eben modernisiert, verfeinert und mit einem sehr dezenten 3D-Effekt abgerundet. Leider mangelt es ein wenig an Abwechslung, sei es bei den Gegnern, den sehr wenigen Bossen oder den Locations. Ein paar Stages, wie Aladdins Agrabah oder Arielles Unterwasserwelt, sind aber wahre Schmankerl für Nostalgiker, da sie an alte Klassiker der 16-Bit-Ära erinnern. Unauffällig ist hingegen der Soundtrack. Da wäre aufgrund des gigantischen Disney-Repertoires sicher mehr drin gewesen.



    Bitte weniger „Epic“ und mehr „Illusion“


    „Micky Epic: Macht der Fantasie“ beweist meiner Meinung nach genau zwei Dinge: Erstens kann man die Marke „Micky Epic“ wohl als gescheitert betrachten, denn nach zwei durchwachsenen Hauptspielen entpuppt sich hier ausgerechnet der Pinsel, quasi Markenzeichen von „Micky Epic“, als Todesurteil für den 3DS-Ablegers. Zweitens zeigt das Spiel aber auch, dass das 2D Jump’n’Run-Prinzip der „… of Illusion“-Reihe heute genauso gut funktioniert wie Anfang der neunziger Jahre. Das nächste Mal also bitte Pinsel weg, mehr Inhalt rein, die Spielzeit von „Macht der Fantasie“ beträgt nämlich höchstens fünf Stunden, und einem Toptitel steht nichts mehr im Wege.


    Auch veröffentlicht auf NeoRetro.at

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