Buchrezension "Torpedo" Band 1-3


  • Inhaltsangabe Torpedo Gesamtwerk Band 1-3


    New York im Jahr 1936. Vor dem absolut skrupellosen, keinem Ehrenkodex folgenden Killer Luca Torelli, genannt „Torpedo“, haben selbst die zwielichtigsten Gestalten der Unterwelt Respekt. Neben seinem düsteren Handwerk, das er mit Perfektion beherrscht, bleibt ihm noch genügend Zeit für amouröse Affären mit allerlei leicht bis gar nicht bekleideten Schönheiten.


    Szenenbild aus "Von Strassenköter zu Strassenköter"




    Das Ende aller Moral


    Einleitung :


    In einer Welt, in der das Leben keinen Wert mehr hat, ist es für eine Person umso wertvoller : Luca Torelli. Er kennt den Wert des Lebens genaustens, meistens sogar bis auf den Cent genau. Torelli ist nämlich ein Auftragsmörder ohne Gewissen und ohne jegliche Skrupel. Er macht selbst vor Greisen, wehrlosen Frauen und Priestern keinen Halt, und leitet schon mal massive Sparmassnahmen in Form einer Kugel in den Kopf eines Kollegen ein. Geiz kann man Torelli trotzdem keineswegs vorwerfen, so gibt er sich doch zeitweise äusserst spendabel, wenn er z.b. einem Familienvater gleich 6 Kugeln verpasst, 2 für seine beiden Söhne, 2 für seine Frau und 2 für ihn selbst. Bezahlung hat für Torelli erste Priorität, es muss allerdings nicht immer Geld sein, zeitweise greift Torelli auch gerne zu „Naturalien“. Letzteres geschieht nicht immer ganz freiwillig, Torelli pflegt dieses „Dienstleistungen“ vor allem von zahlsäumigen Auftragsgeberinnen zu fordern. Kurzum, Torelli wäre in einen klassischen Film Noir sicher der grausame Auftragsmörder, welcher im Showdown von einem Humphrey Bogart oder einem Ralph Meeker niedergeschossen würde.


    In Torellis Welt gibt es allerdings keinen Humphrey Bogart und auch keinen Ralph Meeker, welche Torellis verwerfliches Handeln bleihaltig stoppen würden. Genau genommen sind die meisten Leute aus Torellis Umfeld sogar noch um einiges bösartiger und verachtenswerter als Torelli selbst. An Torellis Seite (oder besser in seinem Schatten) agiert der treue, wenn auch sehr ungeschickte Rascal. Ursprünglich wollte Rascal Torelli eigentlich erschiessen, seine miesen Schiesskünste führten allerdings dazu, dass Torelli nach wie vor glaubt, Rascal habe ihm damals das Leben retten wollen. Gezielt streckte Rascal damals den Schützen hinter Torelli nieder, auch wenn seine Kugel eigentlich Torelli selbst hätte treffen sollen...
    In einem anderen Buch würde ein Charakter wie Rascal bestimmt zu einem nervenden Sidekick ausgebaut, Abuli verschont uns glücklicherweise mit solchen „Verweichlichungen“ dieser tiefschwarzen und teilweise sogar richtig bösartigen Noir Perle. Rascal ist im Grunde genommen genauso herz- und skrupellos wie Torelli, wird durch sein starkes Unvermögen, auch nur irgend etwas richtig zu machen, allerdings schnell vom Täter zum Opfer. Meistens wird er von seinem Chef Torelli wie der letzte Dreck behandelt, zeitweise gelingt es Rascal aber, dem ständig übelgelaunten Chef ein Schnippchen zu schlagen. In einer kalten Welt wie dieser kosten diese „Schnippchen“ allerdings meistens die Leben mehrerer Personen, Rascal kann man also für seine missliche Lage wirklich nicht bemitleiden.


    Torellis Kaltblütigkeit kennt keine Grenzen, er verachtet das Leben und die Menschen, die ihn für den Tod anderer bezahlen. Für ihn zählt nur das Gesetz des Stärkeren, und er setzt alles daran, diesen auch zu bleiben. Für Torelli ist es selbstverständlich, einen Lockvogel auf eine Zielperson anzusetzen, und am Ende dann gleich mitzuerschiessen, um die Einnahmen nicht teilen zu müssen. Torellis glühender Hass richtet sich auf alle, die ihm in die Quere kommen. Dass in der brutalen Unterwelt Amerikas aber sogar ein Luca Torelli nicht alles bekommen kann, was er will, muss Torelli manchmal äusserst schmerzhaft am eigenen Leibe erfahren. Seine brutalen Methoden werden manchmal ebenso brutal erwidert, Torelli triumphiert bei weitem nicht in jeder Auseinandersetzung. Aber er überlebt, und dass ist alles, was für ihn zählt.



    Cinephiles Ende




    Kritik :


    Die ersten drei Bänder der Torpedo Gesamtausgabe entführen den Leser in die düstere Unterwelt Amerikas im Jahre 1936, und präsentieren dem Leser, ganz anders als z.b. die Filme mit Humphrey Bogart in der Hauptrolle, ein viel gnadenloseres Gesellschaftsbild der damaligen Zeit. Ehrenkodexe und Gangsterromantik sind in der Welt Torellis fehl am Platze, wer auf andere Rücksicht nimmt, endet erschossen im Strassengraben. Im Verlaufe der ersten drei Bände bekommt man zahlreiche Kurzgeschichten geboten, die ein breites Spektrum von Torellis Jugend bis zu seinem schleichenden Aufstieg als führender Auftragsmörder abdecken. Manchmal schwarzhumorig, manchmal herzergreifend unfair und manchmal bösartig brutal, Torellis Leben wird sehr facettenreich geschildert. Stets mit einer starken Priese Sarkasmus versehen, aber trotzdem bitterböse. Obschon Torelli in Anbetracht seiner schrecklichen Jugend praktisch zu dem gemacht wurde, was er nun ist, so wird dem Leser die Figur Torellis zu keiner Sekunde sympathisch. Eine gewaltige Faszination übt Torellis „Schaffen“ aber auf jeden Fall aus, weswegen die Kurzgeschichten wohl von jedem geneigten Leser sofort verschlungen werden dürften.


    Aber ähnlich wie bei Kultregisseur Quentin Tarantino werden auch hier Humor und überzogenen Gewalt grossgeschrieben, die mit zahlreichen Seitenhieben (Torelli geht nach Frankreich und lernt genau ein Wort, nämlich „Bon Voyage“. Am Ende der Geschichte schiesst er einer flüchtenden Zielperson in den Rücken, und meint trocken: „Bon Voyage“.) gespickten Kurzgeschichten zaubern dem Zuschauer regelmässig ein breites Grinsen auf’s Gesicht. Zeitenweise ist Torpedo allerdings derart bösartig, dass einem das Lachen wirklich im Hals stecken bleibt.


    Bis auf die ersten beiden Torpedo Episoden wurden alle Geschichten durchgehend von Ausnahmetalent Jordi Bernet zeichnerisch umgesetzt, dessen Zeichenstil an alte S/W Fotos erinnert, und so dem Ganzen einen nahezu „dokumentarischen“ Charakter gibt. Sein starker Strich passt perfekt zum düsteren Gangsteruniversum Torellis und passt somit perfekt ins (hervorragende) Gesamtbild.



    Luca Torelli bei der Arbeit



    Fazit :


    Moral ist in Torellis Welt fehl am Platze, unglaublich schwarzhumorig und durch und durch bitterböse gestalten sich die zahlreichen Kurzgeschichten, welche querfeldein durch Torellis Leben führen. Wer bissig-bösem schwarzen Humor nicht abgeneigt ist, und auch die eine oder andere Grausamkeit verkraftet, der sollte sich „Torpedo“ auf jeden Fall einmal ansehen. Die bisher erschienen Bände sind alle auf dem gleichen, sehr hohen Niveau angesiedelt und dürften vor allem Fans des klassischen Film Noirs begeistern!



    Ein gewöhnlicher Arbeitstag




    Aufmachung der Cross Cult Ausgabe :


    Wie von Cross Cult gewohnt dominiert auch hier wieder Luxus pur : Stabiler und schicker Hardcover Einband, edle Papierqualität und gebundene Seiten. Der Backteil des Buches enthält auch noch einige Backgroundinformations, Interviews und Facts. Insgesamt hält sich Cross Cult im Bonusbereich dieses Mal leider etwas zurück, was aber wohl eher am spärlich vorhandenen „Torpedo“ Material lag, als an CC selbst. Nichtsdestotrotz wird einem über die 3 Bände hinweg folgendes geboten :


    - Ausführliches und spannendes Interview mit „Torpedo“ Autor Enrique Sanchez Abulì
    - Kurzer Report über ein „Torpedo“ Theater und ein „Torpedo“ Zeichentrick Film
    - Zusammenhänge zwischen Torpedo und Al Capone werden in einem Report ergründet


    Alles in Allem kann hier erneut eine unbeschränkte Kaufempfehlung ausgesprochen werden, Cross Cult scheint ihren hohen Standart ohne Mühe aufrecht erhalten zu können.



    Cross Cult Ausgaben "Torpedo" Band 1-3



    Wir bedanken uns bei Cross Cult für die freundliche Unterstützung





    Buchrezension erstellt von Dave Maurer

    I am inventing electricity, and you look like an asshole. You look like a fucking idiot.


    Drunk History - Nikola Tesla on Thomas Edison - FunnyorDie

  • Habe Band 1 heute verschlungen.


    Der Zeichnerwechsel nach den ersten beiden Episoden ist gut.


    Vom schwarzen Humor ist Torpedo sogar noch ein paar Ecken derber als Sin City. In seiner nihilistischen Art kann Torpedo es sogar mit den dreckigeren Judge Dredd und Punisher Storys aufnehmen.


    Den mit Lucca Torreli wurde ein Abgründiges Arschloch von einem Charakter kreiirt der keine einzige positve Eigenschaft aufweist.


    Das war bestimmt nicht mein letzer Band. :D

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