Review: Assassin's Creed III (PS3)


  • Desmond Miles hat seit seinem Einstieg in den Orden der Assassinen einiges mitgemacht. Während der Start mit Altaïr zur Zeit des Dritten Kreuzzugs im Heiligen Land noch recht holprig war, verhalf ihm die Renaissance mit Ezio zu einem Höhenflug. Der Abschied vom sympathischen und charismatischen Italiener fiel Desmond sichtlich schwer, nach einigen Zugaben konnte aber auch dieses Kapitel zu den Akten gelegt werden. Zum Abschluss seines Abenteuers muss er nun in der Haut von Neuling Ratonhnhaké:ton, oder einfach Connor, nicht nur einer Nation während der Amerikanischen Revolution auf die Beine helfen, sondern auch ein letztes Geheimnis der ersten Zivilisation lüften, um in der Gegenwart einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Templern zu haben und die Welt vor einer bevorstehenden Katastrophe zu retten.


    Neue Ära, neuer Held


    Vorgenommen hat sich Ubisoft für „Assassin’s Creed III“ eine Menge, auf dem Weg zum neuen Referenztitel der Reihe scheitert das Spiel aber hauptsächlich an der Handlung. Die Story braucht sehr lange, um in Fahrt zu kommen, hat dann einen kurzen Höhepunkt um die in den Mittelpunkt gerückte Vater-Sohn-Beziehung und setzt dann beide Enden (Connor und Desmond) quasi in den Sand, da das Fingerspitzengefühl bei der Inszenierung fehlt und das Geschehen den Spieler daher einfach kalt lässt.


    Dazu trägt natürlich auch bei, dass die Charaktere großteils austauschbar bleiben und auch Hauptdarsteller Connor eher unsympathisch und seine Entscheidungen nicht immer nachvollziehbar erscheinen. Positiv daran ist aber, dass dadurch das starre Gut-und-Böse-Schema etwas aufgebrochen wird, da die Templer besser zur Geltung kommen und man am Ende des Tages nicht das Gefühl hat, der strahlende Held zu sein. Ähnlich verhält es sich bei Desmonds Geschichte, bei der am Ende die Frage offen bleibt, ob man nun richtig oder falsch gehandelt hat. Die Antwort dazu wird ziemlich sicher früher oder später eine Fortsetzung liefern.


    Connor: Assassine, Schiffskapitän, Siedlungsgründer, …


    Nach rund zwölf Stunden rollt also der Abspann über den Bildschirm und hauptsächlich Enttäuschung macht sich breit. Zu schnell sollte man „Assassin’s Creed III“ aber nicht abschreiben, denn auf freier Erkundugstour entfaltet das Spiel erst seinen Reiz. Es gibt zahlreiche und abwechslungsreiche Missionen zu entdecken, als Highlight kann man dabei eine kleine Schatzsuche entlang der amerikanischen Ostküste bezeichnen, die Davenport Siedlung aufzubauen, unzählige Objekte zu sammeln, Herausforderungen verschiedener Vereinigungen zu bewältigen und zu guter Letzt Seeschlachten zu bestreiten. Diese fühlen sich nicht nur wie ein eigenständiges Spiel an, sondern wurden auch einwandfrei umgesetzt und sorgen für Abwechslung und zusätzlichen Spielspaß. Zusammen mit der spielerisch doch unterhaltsamen Hauptstory kann man also bis zu 30 Stunden mit „Assassin’s Creed III“ verbringen, alles andere als ein schlechter Wert.


    Die Spielwiesen von Connor sind dabei die Städte Boston und New York sowie die Wildnis der Frontier. Auch wenn das Ganze nicht so prunkvoll ist wie etwa ein Venedig zur Zeit der Renaissance passt der Gesamteindruck sehr gut und der Spieler kann problemlos in die Anfänge der Vereinigten Staaten von Amerika eintauchen. Und ein Stück (fast) unberührte Natur zum Austoben war in der Reihe auch schon längst fällig, ganz so viel zu tun gibt es im riesigen Areal aber dann doch nicht und auch das Jagdsystem ist weniger reizvoll als es Ubisoft propagiert hatte.


    Wo viel Licht, da auch Bugs


    Auch sehr angetan waren die Entwickler von der neuen AnvilNext Engine, aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Beim Gameplay fällt auf den ersten Blick auf, dass das Freerunning System knackiger wirkt, als ob Connor auf Schienen laufen würde, was aber auch den Nachteil hat, dass er auch mal auf den falschen Schienen unterwegs ist und nicht immer das macht, was der Spieler will. Auch das Kampfsystem wurde überarbeitet und vermeintlich komplexer gestaltet, in Wirklichkeit braucht man nun vielleicht eine Taste mehr, wirklich fordernd ist das Ganze weiterhin nicht, ein Schritt in die richtige Richtung ist aber zumindest einmal getan.


    Grafisch sieht das Ganze schön aus und auch die unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten kommen gut zur Geltung. Die Engine würde also prinzipiell einen guten Job machen, wären da nicht die wirklich unzähligen Bugs und andere Unzulänglichkeiten, die dem Spieler alle paar Minuten vor Augen halten, dass das Spiel in allen Belangen noch einen Feinschliff vertragen hätte können. Gröbere Sachen sind zwar kaum dabei, vereinzelt kann aber Frust aufkommen und der Gesamteindruck wird doch getrübt.


    Spiel hui, Story pfui


    „Assassin’s Creed III“ hinterlässt bei mir ein zwiespältiges Gefühl. Auf der einen Seite bietet das Spiel tolle Unterhaltung und einen beachtlichen Umfang, auf der anderen Seite ist aber der Plot quasi ein Totalausfall und die vielen Bugs und Unzulänglichkeiten zerren an den Nerven. Wie man das Spiel nun findet, hat natürlich auch mit der Erwartungshaltung zu tun. Steht das Spielvergnügen im Mittelpunkt, kann man „Assassin’s Creed III“ auch als sehr gutes Spiel bezeichnen und wird dank Single- und Multiplayermodus lange zu tun haben. Für mich standen stets eher die Handlung und die Charaktere im Mittelpunkt, und da macht das Spiel leider keine allzu gute Figur. Nachdem mich der Erstling auf die Reihe aufmerksam gemacht hat und ich mit „Assassin’s Creed II“ zum Fan wurde, verpasst Teil drei dem Ganzen für meinen Geschmack eher einen kleinen Dämpfer. Mal sehen, was die Zukunft bringt. Die Sehnsucht vergangener Tage nach einer Fortsetzung ist aber verflogen.


    Auch veröffentlicht auf NeoRetro.at

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