Review: Kid Icarus: Uprising (3DS)


  • Zahlreiche Videospiellegenden entsprangen Nintendos legendärer Entwicklungsabteilung Research and Development 1, oder einfach R&D1. Dazu zählen etwa Mario und sein titelgebender Erzfeindaffe aus „Donkey Kong“ oder Samus Aran aus „Metroid“. Während diese Figuren im Laufe der Zeit zu echten Evergreens wurden, blieben andere Kreationen von R&D1 zwar in guter Erinnerung, konnten sich aber nicht nachhaltig etablieren. Dazu gehören etwa das Kletterpärchen aus „Ice Climber“ oder eben Engel Pit aus „Kid Icarus“. Nach dem Debüt 1986 folgte fünf Jahre später mit „Of Myths and Monsters“ noch eine Fortsetzung bevor es leise um Pit wurde. Erst in „Super Smash Bros. Brawl“ (2008) machte der sympathische Engel wieder auf sich aufmerksam, bis zum großen Comeback sollte es aber noch dauern. 21 Jahre nach seinem letzten Abenteuer war es dann aber so weit und Pit durfte sich 2012 3DS-exklusiv wieder für Palutena, die Göttin des Lichts, in den Kampf stürzen.


    Wiedersehen macht Freude


    Dass es Nintendo und seine Studios, in diesem Fall Project Sora, verstehen, alte Marken zeitgemäß umzusetzen, zeigen zahlreiche Beispiele wie „Metroid Prime“, „Donkey Kong Country Returns“ oder „Super Mario Galaxy“, um bei den zu Beginn genannten Beispielen zu bleiben. Und „Kid Icarus: Uprising“ ist keine Ausnahme. Dafür musste Pit aber das Genre wechseln. War er früher für seine Action-Platformer bekannt, spielt sich sein neuestes Abenteuer eher wie ein Third-Person Shooter beziehungsweise ein Rail Shooter, je nachdem, ob er gerade zu Fuß unterwegs ist oder von Palutena durch die Lüfte manövriert wird.


    Krampfgefahr … What A Pity!


    Sobald man selbst Hand anlegt, macht sich leider schon die eigentlich einzige Schwäche des Spiels bemerkbar. Die Steuerung ist nämlich prinzipiell gar nicht mal so schlecht, aber nicht gerade benutzerfreundlich. Die Passagen in der Luft steuern sich perfekt, so weicht man mit dem Stick aus, zielt mittels Touchscreen und schießt mit der L-Taste. Am Boden steuert sich Pit ähnlich, allerdings bewegt man sich mit dem Stick, während man mittels Touchscreen nicht nur zielt, sondern auch die Kamera dreht. Das Ganze ist also etwas träger und ungenauer, aber mit etwas Eingewöhnungszeit auf jeden Fall zu meistern. Ein größeres Problem ist eher, dass längere Spiele-Sessions kaum möglich sind, da durch das Halten mit einer Hand, dazu noch etwas verkrampft, immerhin muss der 3DS für einwandfreie 3D-Effekte ruhig bleiben, kleinere (und größere?) Wehwehchen nach knapp einer Stunde quasi unvermeidbar sind. Im Spiel enthalten ist zwar ein Aufsteller, der für Entlastung sorgen soll, bleibt aber die Frage, wer seinen 3DS am Tisch aufbaut? Wohl nicht allzu viele Spieler …


    Highlight um Highlight mit Pitty Pat und Pretty Palutena


    Bis auf dieses Problem macht „Kid Icarus: Uprising“ aber eigentlich alles richtig. Die Handlung um den Kampf der Götter bleibt dank einiger Wendungen stets interessant, und die Charaktere sind extrem sympathisch und punkten mit viel Humor, so flirten Pit und Lady Palutena ununterbrochen, zahlreiche Referenzen zum Vorgänger oder andere Marken wie „Metroid“ erfreuen Insider und sogar den Bösewichten mangelt es an jeglicher Ernsthaftigkeit. Auch in Sachen Abwechslung kommt das Spiel nicht zu kurz und bietet in den 25 Levels nicht nur Luft- und Bodengefechte der klassischen Sorte mit unzähligen Gegnersorten, sondern auch einen Boss pro Level, zahlreiche Gefährte und andere, kleinere Überraschungen. Die Inszenierung kommt einer Achterbahnfahrt gleich, was vor allem an den rasanten Kamerafahrten liegt. Es gibt aber, wenn auch seltener, ruhige Passagen, bei denen etwas entspannter die grafische 3D-Pracht und der hörenswert-passende Soundtrack genoßen werden können.


    Ein kleiner Geniestreich ist Project Sora bei der Langzeitmotivation gelungen. Die 25 Missionen zu je rund 15 Minuten bieten schon eine Spielzeit von sechs bis sieben Stunden, man wird aber laufend motiviert, die abwechslungsreichen Levels immer wieder in Angriff zu nehmen. Als Belohnung gibt es nämlich Herzen, die wiederum für einen höheren Schwierigkeitsgrad eingesetzt werden müssen. Man hat zwar unendlich viele Leben, aber mit jedem Tod wird der Schwierigkeitsgrad runtergesetzt, wodurch es wiederum weniger Herzen zur Belohnung gibt. So arbeitet man sich langsam bei der Schwierigkeitsgradskala von eins bis neun hoch und sammelt fleißig Herzen, Spezialfähigkeiten und Waffen, wodurch Pit für den jeweiligen Spielstil perfektioniert werden kann. Es gibt nämlich unzählige Spezialfähigkeitssets herzustellen und Waffen zu erforschen, die nicht nur gefunden, sondern auch mit Herzen gekauft und kombiniert werden können. Als Draufgabe gibt es für Spieler, die eine Herausforderung suchen, noch zahlreiche Erfolge freizuschalten und für Multiplayerfans ein paar unterhaltsame Modi für Zwischendurch.


    3DS’ Finest: Link, Mario und … Pit


    „Kid Icarus: Uprising“ bietet ein grandioses Gesamtpaket samt spannender Handlung, sympathischer Charaktere, rasanter Inszenierung, schöner Grafik, gelungenem Gameplay, Abwechslung en masse sowie Umfang und Langzeitmotivation für unzählige Stunden. Das einzige Manko ist, dass man nicht allzu lange spielen kann, ohne Opfer des einen oder anderen Krampfes zu werden. Trotzdem hat sich „Kid Icarus: Uprising“ bei mir auf Anhieb in die Top 3 meiner Lieblingsspiele für 3DS katapultiert, wo das Spiel aktuell „Super Mario 3D Land“ und „The Legend of Zelda: Ocarina of Time 3D“ Gesellschaft leistet. Bleibt nur zu hoffen, dass wir nicht wieder 21 Jahre auf eine Fortsetzung warten müssen …


    Auch veröffentlicht auf NeoRetro.at

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